2012-01-20

happy chinese new year

"Dass diese Eiligkeit unseres heutigen Lebens uns von der frühesten Erziehung an angreifend und nachteilig beeinflusst hat, erscheint traurig, aber notwenig. Leider aber hat sich diese hast des modernen Lebens längst auch unserer geringen Muße bemächtigt; unsere Art zu genießen ist kaum weniger nervös und aufreibend als der Betrieb unserer Arbeit. >>möglichst viel und möglichst schnell<< ist die Losung. Daraus folgt immer mehr Vergnügen und immer weniger Freude. [..] Man muss mitmachen, auf dem laufenden bleiben, sich auf der Höhe halten. [..] Und jedermann, der zu keiner andern Beschränkung sich verstehen mag, versuche es mit der Gewohnheit, mindestens einmal in der Woche um 10 Uhr schlafen zu gehen. Er wird sich wundern, wie glänzend dieser kleine Verlust an Zeit und Genuss sich ersetzt. [..] Jeden Tag so viel nur möglich von den kleinen Freuden erleben und die größeren, anstregenden Genüsse sparsam auf Ferientage und gute Stunden verteilen, das ist es, was ich jedem raten möchte, der an Zeitmangel und Unlust leider. Zur Erholung vor allem, zur täglichen Erlösung und Entlastung sind uns die kleinen, nicht die großen Freuden gegeben."

- aus Kleine Freuden, H. Hesse 1899

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